Sektierertum und Missbrauch im Buddhismus
von Franz-Johannes Litsch
Gefahren im Dharma selbst:
Typische Sektencharakteristika:
Sexueller Missbrauch:
Lösungen:
Copyright © Buddhanetz [Stand: Oktober 2004]
Gefahren im Dharma selbst:
- Gefahr mit der (falsch verstandenen) Forderung nach Überwindung des Ichs (Ichlosigkeit, Egobrechen).
- Übertriebene Hingabe und Frömmigkeit, Minderwertigkeitsgefühle werden durch Identifikation mit dem extrem idealisierten Lehrer oder der Sangha kompensiert (erliehenes Ego).
- Verfrühte Festlegung auf einen sog. Wurzelguru oder -Lama, ohne diesen, sich selbst und die anderen Lehrer und Schulen kennengelernt zu haben.
- Keine wirkliche Ichlosigkeit des Lehrers, zu grosses Vertrauen in dessen (bzw. ihre) Verwirklichung.
- Geistige, psychische, ethische Voraussetzungen für den Tantra-Weg sind nicht wirklich gegeben.
- Gefahr der Forderung "nicht zu denken", führt nicht selten zu blinder Naivität und Dummheit.
- Das Dharma wird nicht mehr aus den Lehren des Buddha selbst begründet, sondern aus Kommentaren und Subkommentaren oder nur noch durch den persönlichen Lehrer.
- Kein Wissen über den ursprünglichen und gesamten Buddhaweg, über die Geschichte und die anderen Schulen, nur die eigene Gruppe und ihr Lehrer ist bekannt.
Typische Sektencharakteristika:
- Abschottung nach Aussen, auch von der Familie, alten Freunden usw.
- Verabsolutierung der eigenen Gemeinschaft oder Tradition
- Vergöttlichung des eigenen, unfehlbaren Lehrers
- Die eigene Lehre ist die einzige oder höchste Wahrheit
- Erzeugen einer überzogenen Harmonie- und Glückseuphorie
- Keine Kritik an der eigenen Gruppe oder am Lehrer erlaubt und möglich
- Verteufelung aller anderen Lehrer, Lehren, Gruppen, Traditionen
- Androhung von schweren Nachteilen und (Höllen-) Strafen bei Ausbrechen
- Alle Fehler und Probleme sind beim Einzelnen selber zu suchen
- Totalitäre Begründungskreisläufe, "die Partei hat immer recht"
- Der Lehrer verfügt über unfehlbare höhere Einsichtsmöglichkeiten
- Kritisches Denken und Nachfragen ist "falsches Bewusstsein" und "Ego".
- Totale und blinde Unterordnung ist Ausdruck "tiefer Hingabe"
- Kein Vertrauensschutz bei anderen Mitgliedern (nichts bleibt vertraulich)
- Aggressives Missionieren nach aussen stärkt die Gruppenidentität
- Rechtfertigungsdruck beim Mitmachen und Missionieren
Sexueller Missbrauch:
- Die Lehrer- oder Leiterposition wird für persönliche Wünsche und Begierden ausgenutzt
- Automatische Rechtfertigung des Lehrers durch seine Schüler, kein Gehör für das Opfer
- Ein Dharma-Lehrer muss berücksichtigen, daß Schüler sich ihm gegenüber nicht unbedingt wie verantwortliche Erwachsene verhalten
- Bei vielen Opfern spielt sich eine Wiederholung alter leidvoller Erfahrungen ab.
- Bei manchen Opfern gibt es durchaus auch eigene Wunschfantasien
Lösungen:
- Mehr, gründlichere und wirklich authentische Dharmakenntnisse
- Vermittlung von mehr Kenntnisse über eventuelle Gefahren (DBU)
- Die eigene Kritikfähigkeit beibehalten, kein blinder Glaube
- Lehrer, Gruppen und Lehren gründlicher und länger prüfen
- Nicht immer gleich die "höchsten" und "schnellsten" Wege gehen wollen
- Den Vinaya kennenlernen, da gibt es viel über Sangha-Erfahrungen zu lernen
- Aufstellen eines Lehrer-Verhaltenskodex (siehe IMS)
- Einrichtung eines Ethikrates (siehe IMS) und von Vertrauenspersonen
Copyright © Buddhanetz [Stand: Oktober 2004]
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